Welcher Fonds ist der richtige? In drei Schritten zur passenden Lösung
Wer kennt das nicht: Der Kunde wünscht sich die Anlage in einen Fonds und schnell wird klar, dass man nicht nur einen Fonds auswählt, sondern ein gesamtes Portfolio strukturiert, für das zuletzt noch ein Fondsbaustein mit einer bestimmten Strategie oder mit einem bestimmten Zielmarkt fehlt. Aber welcher Fonds passt jetzt in dieses Portfolio? Und warum?
Der Auswahlprozess der Bank für Vermögen in 3 Schritten
Schritt 1: Der Blick auf die Zahlen
Als Wertpapierhandelsbank und Vermögensverwalter bekommen wir ständig Fonds empfohlen. Auf Veranstaltungen, über Kollegen oder durch Fachbeiträge. Um zu einer ersten Einschätzung im Hinblick auf die empfohlenen Fonds zu kommen, hilft nur der Blick auf die Zahlen. Über Dienste wie capinside.com oder bloomberg.com lassen sich Fonds bequem nach verschiedenen Kategorien filtern. Etwa nach Zielmärkten oder Strategien, aber auch nach Performancezahlen, Volatilität, Drawdown oder den Kosten. Auf diese Weise werden Fonds schnell vergleichbar. Es entsteht eine vorläufige Liste möglicher Kandidaten und erste Unterschiede zeichnen sich ab.
Schritt 2: Der Blick unter die Haube
Zahlen sind immer der erste Indikator. Aber sie sind nicht alles, denn sie sagen zwar etwas über die Vergangenheit aber sie schweigen über die Zukunft. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, wie die Zahlen zustande gekommen sind – etwa wie die Rendite entstanden ist oder warum besondere Schwankungen aufgetreten sind. Um das zu erkennen, helfen die Zahlen nicht weiter, man muss, wie bei einem Auto, gewissermaßen unter die Haube schauen. Nur so kann die für die Zukunft zu erwartende Leistung verlässlich beurteilt werden. Für die jeweiligen Fonds bedeutet das, wir müssen den Fondsmanager beziehungsweise den Managementansatz für die Beurteilung heranziehen.
Bei der Bank für Vermögen macht das die Abteilung Investment Research. Da wir zu vielen Fondsgesellschaften gute Kontakte haben, können wir über das hauseigene Investment Research schnell ergänzende und weiterführende Informationen wie Präsentationen, Monats- oder Quartalsberichte einholen. Entscheidend ist in diesem zweiten und deutlich aufwändigeren Schritt, genau zu verstehen, wie die Strategie funktioniert, welche Risiken das Fondsmanagement eingeht, wie es zu Entscheidungen kommt und wer die handelnden Personen sind.
Am Ende dieses Prozesses treten die Unterschiede der in Schritt 1 vorausgewählten Fonds deutlich zutage. Und die sind oft überraschend deutlich, sodass wir rasch ein Bild davon bekommen, wie und in welchem Umfeld der Fonds funktioniert. Wir können den Fonds dann in das grobe Raster defensiv-ausgewogen-offensiv einteilen – ohne uns auf die Einteilung von Datendienstleistern verlassen zu müssen. Diese sind nämlich zum Teil unzutreffend.
In Einzelfällen kontaktieren wir zusätzlich externe Fondsselektoren aus unserem Netzwerk, um eine dritte Meinung zu bekommen. Wichtig ist am Ende, dass jede Strategie klar verstanden ist und für uns intern das Performancepotential wie auch das Drawdownrisiko klar definiert sind. Denn nur so lässt sich entscheiden, ob der Fonds letztlich zum Kunden und in das Portfolio passt.
Schritt 3: Die Guten ins Töpfchen!
Auf die Auswahl folgt der Entscheidungsprozess. Das Ergebnis kann sein, dass wir von einem Fonds so überzeugt sind, dass wir ihn sofort für den Portfolioeinsatz vorschlagen. Das ist allerdings selten der Fall, insbesondere wenn wir den Fonds noch nicht kennen.
Der oder die selektierten Fonds kommen dann auf eine Watchlist, so können wir den Verlauf weiterverfolgen und sehen, wie das Management in unterschiedlichen Marktphasen agiert. Wenn uns das überzeugt, kann der Fonds auch eingesetzt werden – wenn das Umfeld passt sofort, ansonsten später.
Den richtigen Fonds finden – und ihn halten!
Dieser Punkt birgt die größte Gefahr missachtet zu werden: Einmal selektierte Fonds sollten nicht aufgrund von kurzfristiger Performance gewechselt werden. Dieses „Fonds-Hopping“ mag emotional nachvollziehbar sein, weil es sich gut anfühlt, in den Top-Performer zu investieren. Aber wirklich relevant ist nur, ob der Fonds die eingangs definierten Leitplanken einhält und seinen gewünschten Beitrag im Portfolio leistet. Tut er das, gibt es keine Veranlassung, ihn auszuwechseln. Der einzig valide Grund wäre ein verändertes Marktumfeld, aber es darf niemals nur die Performance ausschlaggebend sein. Denn so behalten Sie am Ende des Tages auch den ursprünglichen Portfoliogedanken im Fokus.
Ein Fonds ist also niemals die Lösung, sondern nur ein Baustein bzw. Instrument, um im Portfoliokontext das Anlageziel Ihres Kunden zu erfüllen.
Über den Autor
Marc Sattler
Marc Sattler leitet die Bereiche Private Investing, Haftungsdach und Investment Research und steht institutionellen- und Partner-Anlageberatern mit individuellen Anlagekonzepten und Depotanalysen als Ansprechpartner für die Vermögensverwaltung zur Seite.